Exposé

Christian Schilling, Ex-Nierenarzt, Ex-Ehemann, Ex-Vater, Ex-Spaßvogel hockt im Parkhaus des Münsteraner Klinikums und wartet in Gesellschaft eines Jagdgewehrs auf den Mörder seiner Familie. Bevor er den geplanten Racheakt ausführen kann, kommt er einer ominösen sechsköpfigen Truppe prügelwütiger Soziopathen in die Quere und wird kurzerhand einkassiert. Wie sich schnell herausstellt, spielen Dalan Acuner, Anatolij Jurjewitsch Bulgakov, Albert Eining, Friedrich Graf von Dohna-Halfenstein, Anna Heiken und Franziska Weidzyk ein in mehrfacher Hinsicht tödliches aber lukratives Spiel, und ehe sich Schilling versieht, ist er dabei. Es ist schwer den Überblick zu bekommen, herauszufinden, warum es wirklich geht, denn seine neuen Spielkameraden sind keine Plaudertaschen. Nur eins ist klar: Als Motivationshilfe erhalten alle Spieler die Injektion eines Toxins, das durch jeweils zeitnahe Verabreichungen eines Gegengiftes in Schach gehalten werden muss. Kein Erfolg, keine Verlängerung.

Die Reise führt zunächst in den Thüringer Wald. Aufgabe ist der Diebstahl eines Triptychons des Impressionisten Davido Goldbeck, das mehr zu sein scheint, als reine Kunst. Unpassenderweise befindet sich das Werk in den Kellergewölben einer diskreten Schlossanlage, in der gerade die alljährliche Party des deutschen Geld- und Politadels stattfindet und zwar oberirdisch offiziell und snuffpartymäßig in den ausladenden Gewölben. Bis das Gemälde aus dem Schloss geschafft ist und die Truppe das lebenswichtige Upgrade erhalten hat, wird einiges Blut verpanscht.

Von dort geht es über kleinere Umwege weiter in die Gegend von Freiburg. Dort steht die Beschaffung eines neuen revolutionären Genoms zur Verbesserung der kognitiven Potenz auf der Agenda. Auf der Jagd durch die Flure eines riesigen Genlabors treffen die sieben Spieler nicht nur auf schießwütige Widersacher, sondern auch auf einige Überbleibsel unschöner deutscher Geschichte. Nur die tatkräftige Hilfe einiger ehemaliger vierbeiniger Versuchsobjekte bewahrt die Akteure vor einem zu frühen Spielende.

In einem Elsässer Gourmetschuppen erhält die Truppe einen Hinweis, der sie geradewegs nach Dubai bringt – in den nagelneuen Burj Khalifa. Der dringende Wunsch nach neuer Bewaffnung führt die Spieler mit einem alten Freund von Tolja, dem russischen Waffenhändler Arkadij zusammen, der sie mit interessanten Informationen versorgt aber leider auch ins Blickfeld missliebiger Personen zieht.

Nach weiteren Recherchen kristallisiert sich das Ziel des Besuchs in Dubai heraus. Es geht um die Geodaten eines großen Ölvorkommens im Persischen Golf, die sich auf den gut gesicherten Servern einer Entwicklungsgesellschaft in einer geheimen Etage des Burj Khalifa befinden. Über den Umweg über eine florierende Organbörse gelingt der Zugang zu den Geschäftsräumen. Dummerweise kommen die Spieler damit den Zielen der 613, einer fanatischen Truppe ultrarechter Ex-Mossad-Aktivisten in die Quere, die darin bestehen, Dubai mittels einer Atombombe aus ehemaligen Beständen der Roten Armee auszuradieren und damit einen weltweiten Börsencrash auszulösen. Im Zuge einer heftigen Auseinandersetzung in luftiger Höhe wird Dalan Acuner getötet und Anna Heiken – zu der Schilling gerade zarte Bande geknüpft hatte – entführt. Dem Rest gelingt im ausbrechenden Chaos die Flucht aus dem Gebäude. An Bord einer Jacht, die dem Kontaktmann der Spielleitung gehört, bekommt Schilling heraus, dass die Sache mit dem Gift nur ein Fake ist. Scheinbar geht es doch nur um Geld, andererseits ….

Die dezimierte Truppe wird ohne weitere Formalitäten in Kuwait an Land gesetzt. Auf der informellen Party der ansässigen Mitglieder diverser Geheimndienste bekommt Schilling neben jeder Menge Drogen auch die GPS-Daten des voraussichtlichen Hauptquartiers der 613 in die Finger. Es gelingt Bulgakov, eine Gruppe Marines für den Stützpunkt zu interessieren. Der Einsatz gerät zum Desaster. Nicht nur, dass die 613 zahlenmäßig deutlich größer ist, als ursprünglich vermutet, auch die Hoffnung Anna aus ihren Händen zu befreien schlägt fehl.

Am Ende steht Schilling mit seinen übrig gebliebenen Leuten am Zugang zu Level II. Augenscheinlich ist er nicht mehr der, der er vor Antritt dieser speziellen Reise war. Kein Wunder. Er hat jede Menge Menschen getötet, andere verletzt – innerlich und äußerlich–, jede Menge Geld verdient aber verloren, was von seinem Wertesystem noch übrig war. Unterm Strich ist nur noch eine Sache von Bestand: die Vergangenheit. Er verabschiedet sich, um das zu Ende zu bringen, womit alles begann.